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Rauchen Sie?

Verteidigung einer Leidenschaft

Erschienen am 23.08.2005
17,90 €
(inkl. MwSt.)

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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783832179311
Sprache: Deutsch
Umfang: 255 S.
Format (T/L/B): 2.5 x 18.5 x 14 cm
Einband: gebundenes Buch

Beschreibung

Etwa 17 Millionen Menschen in Deutschland und schätzungsweise 1,1 Milliarden Menschen weltweit teilen eine große gemeinsame Leidenschaft: Sie alle rauchen. Voller Lust, mit Liebe zum oder im blauen Dunst - oder wegen ihres Lasters beschimpft. Der moralische Druck auf die Raucher wächst. Sind Zigaretten, die noch bei den Stars aus Hollywood zum schönen Leben gehörten, tatsächlich so gefährlich? Die Warn und Verbotspolitik nimmt zunehmend absurde Züge an, die im krassen Widerspruch stehen zu einer Gesellschaft, die sich als modern, aufgeklärt und demokratisch versteht. Mit puritanischem Eifer wird überwacht und bestraft, als seien wir im vorbürgerlichen Zeitalter. Hat der rastlose Eifer gegen das Rauchen ganz andere Gründe? Viel Rauch um nichts? Rauchen Sie? Verteidigung einer Leidenschaft lädt ein zu einem "Tanz mit dem statistischen Teufel", ins "Horrorkabinett der Inhaltsstoffe" und wirft einen kritischen Blick auf die vermeintlich erdrückende Beweislast der Mediziner. "Rauchen Sie? Verteidigung einer Leidenschaft" fragt nach den moralischen Wurzeln der modernen Anti-Raucher-Bewegung, beleuchtet die moderne Medizin und ihren Gesundheitswahn und berichtet vom amerikanischen Kreuzung der alt-neuen Puritaner gegen das Rauchen. "Rauchen Sie? Verteidigung einer Leidenschaft" blickt zurück auf die Historie des Rauchens, als der medizinische Triumphzug des Tabaks und die Verbreitung des Rauchens in Kriegs- und Pestzeiten neben grausamer politischer Verfolgung stand, bis zur Rücknahme der Rauchverbote im Zuge der demokratischen Revolution von 1848. Zugleich schreibt Imre von der Heydt über die Verführungen und die Annehmlichkeiten des Rauchens. Er plädiert für einen offenen und toleranten Umgang mit der Zigarette. In diesem faktengesättigten, informativen und bissig-ironischen Buch verbinden sich Kulturgeschichte und Gesellschaftskritik zur amüsanten Lektüre.

Autorenportrait

Imre von der Heydt, geboren 1964 in Köln, hat in München Neuere Deutsche Literaturgeschichte, Philosophie und Theaterwissenschaft studiert. Er arbeitet in Köln als Producer für eine Fernseh-Produktionsfirma im Bereich Fernsehkomödie, u. a. für die Serien "Ritas Welt" und "Alles Atze", für die er mit dem Deutschen Fernsehpreis ausgezeichnet wurde, sowie "Nicola" (1998 mit dem Adolf-Grimme-Preis ausgezeichnet). Im Oktober 2004 wurde sein Theatermonolog Und morgen scheint wieder die Sonne am Staatstheater Kassel uraufgeführt.

Leseprobe

Die Warn- und Verbotspolitik nimmt teils absurde, teils überspannte Züge an, die in deutlichem Widerspruch stehen zu einer Gesellschaftsordnung, die sich als modern, aufgeklärt und demokratisch betrachtet. Selbst überzeugte Nichtraucher beschleicht das Gefühl, daß die Maßnahmen gegen das Rauchen allmählich maßlos überzogen sind. Hier zeigt sich, daß die gegenwärtige Debatte um das Rauchen zutiefst verwoben ist mit den Errungenschaften und Zielsetzungen des modernen Gesundheitswesens. Wir ? und damit auch die Raucher ? leben in einer Zeit, die geradezu besessen ist von Gesundheit. Ob Fitneß-Welle, Diät- Wahn oder auch nur der regelmäßige Arzt- und Apothekenbesuch ? die fortschreitende Medizinisierung unseres Alltagslebens ist allgegenwärtig. »Hauptsache gesund!« lautet das Motto: gesund essen, gesund schlafen, gesund arbeiten. Kein Wunder, daß das Rauchen auf erbitterten Widerstand stößt. Zugleich zeigt ein Blick in die Geschichte, daß der Kampf gegen das Rauchen uralt ist. Und lange bevor die Medizin ihren Standpunkt zum Tabak eingenommen hatte, waren es politisch-moralische, vor allem aber religiöse Gründe, die zu einer oftmals fanatischen Bekämpfung des Rauchens führten. Es gibt eine moderne Neigung, das Rauchen mit Unvernunft, Mangel an Bildung oder »asozialen« Verhältnissen in Verbindung zu bringen. Die historischen Zeugnisse belegen das Gegenteil: Überall, wo geistiger Aufbruch herrschte, wurde der Tabakkonsum geschätzt und gepflegt: in den Herrenclubs der europäischen Geistes- Eliten, in der Bohème der Jahrhundertwende, bei den Arbeiteraufständen des Frühkapitalismus; selbst die Emanzipation der Frau fand ihren symbolischen Ausdruck in einer drastisch ansteigenden Zahl von Raucherinnen. In der Literatur, im Film und sogar in der Philosophie gibt es vielfache Hinweise auf eine kulturpolitische und kulturphilosophische Dimension des Rauchens, seine Würde, seine Lustbereitung, sogar seine erkenntnistheoretischen Aspekte (Sartre).Rauchen nicht als Zwang verstanden! Sondern gerade als Befreiung von Zwängen! Und nicht zu vergessen: Rauchen macht Spaß. Rauchen entspannt. Rauchen regt an. Rauchen gibt Sicherheit. Rauchen läßt vergessen ? nicht nur Hunger, auch Angst und Niederlagen. Und Rauchen bietet Genuß. Vielleicht kann man es stellvertretend für eine »Moral des Genießens« betrachten ? als Gegenthese zur modernen Gesundheitsethik: wer nicht bereit ist, das Leben zu genießen, der hat das Leben verfehlt!